12. Oktober 2022

Plastik ist nicht gleich Plastik oder warum PET durchaus nachhaltig ist

Marion Walther

4 Minuten Lesezeit

KNUTWILER setzt auf PET aus der Schweiz. Aktuell bestehen die KNUTWILER PET-Flaschen zu 50 % aus Recycling-PET (R-PET), wobei dieser Anteil kontinuierlich ausgebaut wird. Der allgemeine Verpackungstrend ist klar: Viele wollen weg von Plastik. Auch PET ist Plastik. Aber Plastik ist eben nicht gleich Plastik. Wir haben bei Stefanie Brauchli nachgefragt. Sie leitet die Unternehmenskommunikation des Vereins PET-Recycling Schweiz.

PET-Recycling Schweiz

PET-Recycling Schweiz ist eine Non-Profit-Organisation, genauer gesagt ein Verein der Getränkeindustrie und des Detailhandels. Der Verein wird über einen «vorgezogenen Recycling-Beitrag» (vRB) finanziert. PET-Recycling Schweiz zieht den vRB pro verkaufte Flasche bei den Getränkeherstellern ein. Diese Einnahmen entsprechen zwei Drittel der Gesamteinnahmen von PET-Recycling Schweiz und der letzte Drittel wird durch den Verkauf des R-PETs erzielt. Mit diesem Geld wird der ganze Prozess von der Sammlung, dem Transport bis zum Recycling betrieben.

Wie der Recycling-Prozess genau funktioniert, erfährst du auf der Website von PET-Recycling Schweiz: www.petrecycling.ch

Stefanie, wie unterscheidet sich R-PET von reinem PET?
Qualitativ sind die beiden Materialien absolut miteinander vergleichbar und können für denselben Zweck eingesetzt werden. Nur optisch kann es zu einem kleinen Unterschied kommen: So kann die R-PET-Flasche etwas getrübt wirken. Das kann gerade bei Mineralwasser ein Problem sein, da der Anschein von getrübtem Wasser die Konsumentinnen und Konsumenten verunsichert.

Inwiefern unterscheidet sich R-PET aus der Schweiz von ausländischem R-PET?
Wir haben hier in der Schweiz einen sehr ökologischen Recycling-Prozess, der nun mit der Verpflichtung zur Einhaltung vom 1,5 Grad-Klimaziel noch ökologischer wird. Zudem haben wir dank der separaten Sammlung von PET ein R-PET mit geringer Verunreinigung. Wir haben europaweit die modernsten Anlagen und können daraus lebensmittelechtes R-PET produzieren. Deshalb ist der verwendete R-PET-Anteil in der Schweiz auch relativ hoch.

Weshalb wird dann immer noch reines PET produziert und nicht nur recyceltes PET verwendet?
Der Bedarf an PET ist schlichtweg zu gross. Nebst der Getränkeindustrie verarbeiten auch immer mehr andere Industrien PET bzw. R-PET. Es wird mehr PET benötigt, als R-PET zur Verfügung steht. Deshalb setzt sich PET-Recycling Schweiz dafür ein, dass noch mehr PET-Flaschen gesammelt und anschliessend rezykliert werden. So kann die Lücke zwischen nachgefragter Menge und verfügbarer Menge verkleinert werden. Ganz nach dem Motto «Jede Flasche zählt!» bauen wir deshalb das Sammelnetz an öffentlichen Plätzen immer weiter aus. Die Hürde für die Konsumentinnen und Konsumenten zum Recyceln soll so tief wie möglich gehalten werden.

Leiterin Unternehmenskommunikation bei Verein PRS PET-Recycling Schweiz

Du hast es eben angesprochen: Andere Industrien haben die Verwendung von R-PET entdeckt, bspw. für die Produktion von Jacken, Schirmen oder Autositzbezüge. Führt das dazu, dass der Getränkeindustrie das R-PET nicht ausreicht? Nein, denn das Material von PET-Recycling Schweiz kommt mehrheitlich zurück zu den Schweizer Getränkeherstellern. Diese sind Mitglieder unseres Vereines PET-Recycling Schweiz und haben ein Vorkaufsrecht auf unser Schweizer R-PET. Grundsätzlich ist es natürlich immer gut, wenn Primärmaterial mit Recyclingmaterial ersetzt werden kann. Deshalb begrüssen wir diese Entwicklung, denn somit kann R-PET, welches nicht mehr lebensmitteltauglich ist, sinnvoll weiter verwertet werden.

PET wird oft als Plastik bezeichnet. Wo liegt der Unterschied?
Plastik ist der Überbegriff über all die unzähligen Kunststoffarten, welche sich in ihrer Funktionalität deutlich unterscheiden. PET ist sehr fest und formstabil, hat eine geringe Feuchtigkeitsaufnahme und lässt sich sehr gut recyceln, was nicht für alle Arten von Plastik der Fall ist.

Der Trend ist klar: weg vom Plastik. Gewisse Unternehmen verzichten bewusst auf Plastik und auch PET und setzen Alternativen ein. Wie geht PET-Recycling Schweiz damit um?
Grundsätzlich begrüssen wir nachhaltige Lösungen. Allerdings geht dabei manchmal der Blick auf die gesamte Umweltbilanz vergessen. Es ist der Umwelt nicht gedient, wenn Plastik durch ein anderes, weniger nachhaltiges Material ersetzt wird. So macht der Ersatz von PET durch Einwegglas wenig Sinn. Ebenfalls zu bedenken ist die Mindesthaltbarkeit von Lebensmittel. Wenn also die alternative Verpackung dazu führt, dass mehr Lebensmittel weggeworfen werden, scheint uns das nicht sinnvoll.

Wie nachhaltig ist PET als Verpackungsmaterial wirklich?
Durch das Recycling wird PET sehr ökologisch. Wir haben in der Schweiz ein hochwertiges Recycling mit sehr hohem Output. Wir haben alle Anlagen in der Schweiz und somit kurze Transportwege. PET ist sehr leicht und lässt sich gut verdichtet transportieren. Der Recycling-Prozess wird fortlaufend optimiert und so können wir in der Schweiz durch PET-Recycling jährlich 126'000 Tonnen CO2 einzusparen. Dies entspricht übrigens 9’500 Erdumrundungen mit dem Auto. Eine Studie vom Bundesamt für Umwelt vergleicht die verschiedenen Getränkeverpackungen und zeigt, dass PET sehr gut abschneidet und mit der Mehrweg-Glasflasche gleichzusetzen ist.

Sind Alternativen zu PET in Entwicklung?
Ja, international wird sehr viel dazu geforscht. Allerdings hat sich bis jetzt noch nichts flächendeckend durchgesetzt, weil schlichtweg noch keine Alternative mit der Funktionalität von PET bzw. R-PET mithalten kann. Allerdings ist bei den PET-Flaschen selbst viel gegangen in den letzten Jahren: Sie wurden leichter und der R-PET-Anteil wurde deutlich erhöht.

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